Mein Bruder und ich saßen zu Hause und hatten wie so oft nichts zu tun. Melina war nicht zu Hause, von meiner Mutter brauchte man garnicht erst anfangen und im Fernsehen lief auch nichts. Nach einer Weile kamen wir zu dem Entschluss, ein bisschen spazieren zu gehen. Ich bin schließlich erst seid ein paar Tagen hier, die man an fünf Fingern abzählen konnte. Ich musste auch mal etwas von der Stadt kennen lernen. Somit stand ich auf, zog mir eine Jacke über das Kleid, da es ohne sie sicher zu kalt werden würde und wartete, dass mein Bruder fertig war.Als dies dann ebenfalls der Fall war, verließen wir unser Haus und gingen den Strand entlang in Richtung Straße. Diese gingen wir eine ganze Weile entlang. Wir hatten uns so sehr verquatscht, dass wir nicht mehr auf die Zeit achteten. So langsam wurde es dunkel, und ich wusste nicht einmal mehr wo wir waren. Weit von zu Hause weg? Auf jeden Fall! Da der Weg aber gerade aus ging und wir nicht abgebogen sind, war es kein Problem wieder nach Hause zu finden. Kurz gingen wir aber noch ein Stück weiter. In der Ferne sah man ein Gebäude. Es sah sehr alt und düster aus. Mehr konnte man in der Entfernung nicht erkennen. Was ist das da vorne? Ich hob meinen Arm, und zeigte in Richtung des Gebäudes. Warst du da schon einmal? Wollen wir da mal hin? Es sieht sehr.. interessant aus. Ich mag verlassene Gebäude. Und mit dir an meiner Seite, kann mir doch nichts passieren. Ich lächelte Alex an und sah wieder zu dem Gebäude, auf welches wir zu gingen.

Als mein Bruder einwilligte, liefen wir immer weiter auf das Gebäude zu. Es war noch ein kleines Stück, bevor wir dort ankamen.Ha ha ha, sehr witzig. Gab ich ihm entgegen, und stupste ihn mit der Schulter von der Seite an. Okay komm, lass uns schneller gehen, sonst kommen wir morgen nicht an, und ich würde dich niemals in Gefahr bringen. Ich küsste meinem Bruder auf die Wange und ergriff seine Hand, nachdem ich sie im dunklen gesucht hatte. Komm. Sagte ich erneut und riss ihn hinter mir her. Kurz lachte ich, bis wir dann bei dem Gebäude ankamen. Vorne war ein Schild angebracht. Dort stand kein "Achtung Einsturzgefahr" oder ähnliches, sondern Psychiatrie! Krass.. So was hat es hier einmal gegeben? Es kam mir gleich vor wie eine Psycho- Stadt. Von nahem sah das Gebäude, was sich als altePsychiatrie herausstellte noch größer und älter aus. Vorallem heruntergekommen.Kurz kicherte ich und zog ihn mit ins Gebäude hinein, nachdem ich nach einem Schild suchte, was ausdrücklich davon abriet, dass Gebäude zu betreten. Solches konnte ich aber nicht finden, also war der Arbeitsplatz meines Bruders sicher. Kein anderes Schild zu sehen. Ich wollte schließlich nicht, dass er seinen Job verlor, er machte ihn schließlich so gerne. Das könnte ich nicht auf Spiel setzen, aber ohne ihn, wäre ich hier sicher nicht hinein gegangen und ganz sicher nicht im dunklen! Als wir in die große Eingangshalle kamen, staunte ich nicht schlecht. Es sah zwar nicht gerade wie das tollste Gebäude schlecht hin aus, aber schön war es alle male. Wow. Als mir auf viel, dass ich immernoch Alex's Hand hielt, ließ ich sie los. Tschuldige.

Achso naja man muss ja nicht immer allen anderen zu hören. Da kriegst du doch ne Macke bei deinen Kollegen. Die erzählen sicher nicht immer nur interessante Sachen. Sicher auch so was wie, der Postbote hat mir heute meine Zeitung nicht vorbei gebracht, meine Frau hat meinen Schlüssel verloren, oder das im Auto ein Kratzer ist. Ich lächelte meinem Bruder entgegen und ging ein Stück weiter in die Eingangshalle hinein. Es ist sehr interessant hier. Ich war schon in einer Menge alter Gebäude, aber so etwas? In einer alten Psychiatrie war ich noch nie gewesen, aber wie auch. Die meisten konnten es sich nicht leisten zu schließen. Wo sollten denn dann die ganzen verrückten Menschen hin? Vielleicht waren viele dort nicht verrückt, aber ich war noch nie in einer, oder habe jemandem aus einem Ort wie diesem gesehen beziehungsweise getroffen, dass ich dies beurteilen könnte. Krass wie schön es hier ist. Sagte ich freudestrahlend und sah mich wieder um. Am Ende des Ganges war eine Treppe. Kommst du mit nach oben? Vielleicht finden wir ja was interessantes. Abermals lächelte ich und ging dann zwei Stufen nach oben, bevor ich anhielt, um auf meinen Bruder zu warten. Dieser sah sich nur um. Kommst du? Fragte ich erneut, da ich so ungeduldig war und lächelte ihn mutig an. Ganz so mutig war ich vielleicht nicht. Aber für alte Gebäude, reichte es gerade noch so aus!

Ich lief neben meinem Bruder die Treppe hoch. Jeder Schritt fühlte sich ein wenig .. falsch an. Sie würde sicher gleich zusammen brechen. Schoss es mir durch den Kopf und ich verdrehte bei dem Gedanken die Augen. Ich würde mir, wenn ich meine Gedanken für die nächsten paar Minuten nicht unterdrücken würde, zu viele Sorgen machen. So etwas war immer mein einziges Problem, bei Besichtigungen alter Gebäude. Ich hatte kaum Angst, ich machte mir nur zu viele Sorgen. Was passiert, wenn mich plötzlich jemand aus dem Hinterhalt angreift? Was ist wenn ich allgemein jemandem begegne? Ist hier früher einmal etwas passiert, von dem ich wissen sollte? Oder ist hier mal jemand gestorben? Letzteres beschäftigte mich jedesmal. Mich interessierte bei jedem Gebäude, was mit der Schließung zu tun hatte, ob dort etwas passiert ist, was dazu beigetragen hat, oder ob hier etwas passiert ist, was einmal in der Zeitung stand. Bei jedem neuen Ort den ich "entdeckte" packte mich der Ehrgeiz, etwas herauszufinden, was damit zu tun hatte. Bis ich nicht alles wusste was sich finden ließ, oder was einigermaßen meinen Wissensdurst deckte, gab ich niemals auf! Ach quatsch, so etwas glaube ich nicht. Aber was ist wenn uns... Ich sah spaßig, geheimnisvoll nach links und rechts, um es spannender zu machen. Geister begegnen. Flüsterte ich und kicherte.

Nett, und ich dachte du bist mein großer Beschützer Bruderherz? Soll ich dich etwa nicht mehr lieben? Schmunzelte ich, und zog ein großes Grinsen über mein Gesicht. Egal, ich liebe dich trotzdem, auch wenn du mich opfern möchtest. Ich sterbe für dich freiwillig. Mein Grinsen wurde zu einem Lächeln. Ja, umschauen. Entgegnete ich und lief so schnell ich konnte den Rest der Treppe hinauf, und hielt Alex Arm um meine Schulter fest, dass er ebenfalls schneller gehen musste. Oben angekommen sah ich mich erst einmal um. Es war nichtmal ein Raum, eher ein Flur, der zu vielen kleinen Räumen führte, oder große? Was wohl in den Räumen drin ist? Fragte ich mich gedanklich und sah dann Alex an. Ist es nicht toll hier? Wie ein Abendteuer. In Richmond habe ich schon so gut wie jedes alte Gebäude gesehen. Das hier übertrifft echt alles, was ich bisher gesehen habe. Alte Industrien oder Häuser sind nichts gegen eine Psychiatrie. Kurz machte ich eine Pause und redete dann weiter. Kommst du mit, alle Türen besichtigen? Vielleicht finde ich mal was cooleres in einem alten Gebäude als einem Teddy oder ein paar Tellern und Löffeln oder ähnliches. Wieder sah ich zu Alex und wartete auf eine Reaktion seinerseits.

Ich ging mit Alex an meiner Hand zu der ersten Tür und klopfte an. Guten Tag, dürfen wir eintreten? Ich machte kurz Pause und wartete auf eine Reaktion aus dem Raum, der nun vor uns lag. Siehst du? Keiner da! Schmunzelte ich. Warum denn? Du brauchst keine Angst haben, ich beschützte dich schon. Du brauchst auch nicht wegrennen. Ich habe.. magische Kräfte. Ich lachte kurz und drehte mich zu meinem Bruder um. Natürlich schaffen wir das, wir sind schließlich Alex und Lola. Und Alex und Lola schaffen alles, wenn sie zusammen halten. Auch einen leeren Raum voller verrückter Geister, die sich in deinen Körper schleichen, deine Seele rauben und deinen Körper als den ihren benutzen. Sagte ich in einem gruselig veranlagtem Ton und verzog dabei keine Miene. Ernst bleiben war mein zweiter Name! Dachte ich und fing wieder an zu lachen, nach einer sehr langen Pause, die ich meinen Bruder anstarrte und mich keinen Millimeter bewegte. Ich drückte die Türklinke hinunter und ging einen Schritt in den Raum. Er war, nicht erwartet ganz und garnicht leer. Es standen ein paar Regale in dem Raum. Er sah zwar nicht geräumig aus, aber ein Bett war dennoch enthalten. Ich ging auf das Regal zu, und hielt immer noch Alex Hand. Mit der anderen begann ich in den Schubladen zu wühlen.